In „Ein Bild“ wird die Situation des Adels in vier Strophen
mit jeweils acht Versen, die im Kreuzreim verfasst sind, im Prunk und im Luxus
geschildert. Fremdsprachige Worte, sehr gewählte Ausdrücke und der Jambus als
Metrum untermalen die distinguierte Stimmung. Im ganzen Gedicht, besonders aber
in der ersten Strophe, finden sich Farbadjektive, wie zum Beispiel „Aus
Sandstein ist das gelbliche Portal,“ die zwar den Luxus, aber auch die damit
verbundene Kälte und Reserviertheit verdeutlichen. In der ersten Strophe wird
das prunkvolle Anwesen und die Umgebung, im Verlauf des Gedichts immer mehr die
Personen und deren Lebensweise und Verhalten beschrieben. Obwohl das Leben des
Hausherren noch so edel sein mag, baut sich Spannung auf. Die wichtige Person
des Hauses ist krank, weswegen sogar der „greise Hausarzt“ herbeigerufen wird.
Mehr und mehr wird der Eindruck eines schweren Leidens vermittelt, Eis und
Himbeeren sind die Medizin und andächtige Stille herrscht im ganzen Haus. Erst
in der letzten Zeile wird es aufgelöst: Gekonnt bekommt die lesende Person das
Gefühl, der Hausherr sei schwer erkrankt, doch ist es seine Frau, die an einer
Migräne leidet.
Im zweiten Gedicht, „Ein Andres“, wird die Situation einer
Familie am sozialen Abgrund geschildert. Wie auch „Ein Bild“ ist das Werk in
vier Strophen mit jeweils acht Versen im Kreuzreim gegliedert, die Sprache ist
jedoch den ärmlichen Verhältnissen angeglichen und somit in einfachen Worten
verfasst. Genauestens wird die armselige Umgebung, ein heruntergekommener Raum
einer Mietskaserne, beschrieben. Das Stroh, das im ersten Gedicht noch als
Streu für den Straßendamm benutzt wird, dient als Füllmaterial der Matratze,
auf der sich eine todkranke Frau befindet. Drei Kinder stehen stumm an ihrem
Krankenbett und warten, der Kindsvater ertränkt seinen Kummer und seine
„Wuthgedanken“ in Alkohol. Als einzige Lichtquelle für den Raum leuchtet ein
Talglicht mit trübem Schein. Aus Mitleid mit der Kranken wird schließlich ein
Arzt, der im Gegensatz zum greisen Hausarzt in „Ein Bild“ ein junger, und
wahrscheinlich sehr unerfahrener und gutherziger, Armenhilfsarzt ist, geholt.
Durch eine Personifikation, „Da schluchzt sein Herz“, wird die bedrückte
Stimmung untermalt, das schwache Licht erlischt und der Arzt kann nur noch den
Tod der Mutter feststellen, sie ist wie das Licht „verblichen“. Der gravierende
Kontrast der Krankheiten in beiden Werken unverkennbar. Was im einen Gedicht
eine Therapie durch Himbeeren mit Eis für Kopfschmerzen ist, ist im Anderen nur
noch die Feststellung des Todes nach schwerster Krankheit.
Mich persönlich berührten die beiden Texte sehr. Ich konnte
mir durch die vielen Farbadjektive und Personifikationen die Situationen sehr
gut vorstellen und mit den Personen, besonders in „Ein Andres“, mitfühlen.
Selten ist es mir passiert, dass mich zwei Texte so zum Nachdenken angeregt
haben.
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