Mittwoch, 20. Juni 2012

Effi Briest Zusammenfassung

Der im auktorialen Erzählstil geschriebene und im 19. Jahrhundert spielende Roman handelt von dem siebzehnjährigen, und für sein Alter noch recht kindlichen, Mädchen mit dem Rufnamen Effi. Sie soll den Baron Geert von Innstetten heiraten, ohne diesen je gesehen zu haben. Bei Effis erstem Treffen mit dem 20 Jahre älteren, und somit gleich alten Mann wie ihre Mutter, Landrat Innstetten wird das Paar verlobt. Von Anfang an bestimmen nicht Effi, sondern ihre Eltern über ihr weiteres Leben mit ihrem Ehemann. Auf der einen Seite wird sie als zukünftig aufstrebende, intelligente Adelsdame von hohem Range betrachtet, auf der anderen Seite aber wegen ihrer kindlichen Naivität nicht für voll genommen. Die von ihrem Vater geschilderte Situation, „Geert [...] habe die Bedeutung von einem schlank aufgeschossenen Stamm, und Effi sei dann also der Efeu, der sich darum zu ranken habe“[1], zeigt die damals für das Gesellschaftsbild gängige Rolle der Ehepartner. Wo Effi vor der Hochzeit noch auf Bäumen kletterte und sich wilde Geschichten ausmalte, so versucht sie jetzt, sich in die Rolle einer guten Ehefrau einzufügen, ohne die realistische Zukunft abschätzen zu können. Fontane spielt im Buch mit vielen Symbolen, so ist zum Beispiel die Schaukel, „deren horizontal gelegenes Brett zu Häupten und Füßen an je zwei Stricken hing – die Pfosten der Balkenlage schon etwas schief stehend“[2] ein Zeichen für Effis zu Ende gehende Kindheit. Sie zieht mit Innstetten, der im Buch als rationaler, übergenauer, ehrlicher und teilweise gefühlskalter Mensch beschrieben wird, von Hohen-Cremmen nach Kessin in Hinterpommern und lebt fortan mit ihm zusammen. Über seine Herkunft und Verwandtschaft ist so gut wie nichts bekannt, auch sein Name ist einmalig und untypisch. Die Charakterentwicklung Effis lässt sie zwar erwachsener werden, sie hat dennoch oft Angst, fühlt sich alleine, was nicht zuletzt daran liegt, dass Innstetten sie vernachlässigt und sich lieber um seinen Beruf kümmert, als Zeit mit seiner Ehefrau zu verbringen. Besonders nächtliche Geräusche, verursacht von am Boden schleifenden Vorhängen, schüren ihre Angst gegenüber der neuen Umgebung. Was Effi aber nicht weiß ist, dass Innstetten diese Geräusche herbeiführen lässt, als eine Art „Angstapparat“[3] um sie fester an ihn zu binden und um ihn immer sehnsüchtig aus seinen Reisen zu erwarten. Neun Monate nach ihrer Hochzeit gebärt Effi ein Kind, das auf den Namen Annie (Rufname: Lütt-Annie) getauft wird. Die religiöse und nicht sehr schlaue, kurz zuvor kennengelernte Roswitha wird ihre Amme. Durch Innstettens ständige Abszenz gelangt sie in die Arme von Major von Crampas, mit dem sie ein Verhältnis hat. Er ist ein „Damenmann“[4] und vereint Eigenschaften, die sich mit ihrem Charakter überschneiden (große Spontanität, Impulsivität), die Innstetten nicht aufweisen kann. „Sechs Jahre später“[5] findet Innstetten durch einen Zufall Briefe, die die Liebelei offen legen. Er fordert Crampas zu einem Duell auf, um seine Ehre wiederherzustellen. Beim Duell wird Crampas tödlich getroffen und Effi wird des Hauses verwiesen. Annie bleibt bei Innstetten und der Kontakt zu ihrer Mutter wird unterbunden. Auch ins Elternhaus wird Effi nicht wieder aufgenommen und so sucht sie sich eine kleine Stadtwohnung in Berlin, in der sie in ärmlichen Verhältnissen mit Roswitha, die stets treu und voller Dankbarkeit an ihrer Seite bleibt, lebt. Als Effi eines Tages ihre, bis dahin völlig von ihr entfremdete und ihr gegenüber gefühlskalte, Tochter kurz trifft, kann sie das Erlebnis so schlecht überwinden, dass sie wenig später schwer erkrankt. Erst dann nehmen sie ihre Eltern wieder in ihr Geburtshaus auf und sorgen für sie. Effi stirbt, nachdem sie Innstetten vollends verziehen hat, bei ihren Eltern.

Der Roman beruht auf der wahren Geschichte der „Elisabeth Baronin von Ardenne, geb. Freiin von Plotho“[6} mit dem Rufnamen Else. Sie heiratete den fünf Jahre älteren Armand Leon von Ardenne mit 19 Jahren. Nach einer Kommandierung in den Großen Generalstab zog die Familie nach Berlin. Dort entflammte durch die oftmalige Abszenz ihres Ehegatten ein Verhältnis mit dem unglücklich verheirateten Amtsrichter Emil Hartwich. Ardenne erfuhr erst davon, als er Briefe in einer Kassette fand. Mit ihnen als Beweis reichte er die Scheidung ein und forderte Hartwich zum Duell auf. Ardenne bekam das Sorgerecht für die beiden gemeinsamen Kinder mit Else und gewann das Duell gegen Hartwich, der vier Tage später an den Folgen des Pistolenkampfes starb. Ardennes Haft wurde kurz nach dessen Inhaftierung aufgehoben. Else wurde als Krankenpflegerin selbst berufstätig und unabhängig.
Wie zu sehen ist, lassen sich Parallelen zwischen Fontanes Werk und der Wahrheit erkennen, oft wurde aber dramatisiert. Das Duell fand nicht, wie im Buch beschrieben, sechs Jahre nach der Affäre, sondern als diese noch in vollem Gange war, statt. Auch der Altersunterschied waren nicht 21, sondern fünf Jahre und Else war im Gegensatz zu Effi nicht todunglücklich und lebte zurückgezogen, sondern stieg ins Berufsleben ein.


[1] Fontane, Theodor: Effi Briest S. 19
[2] S. 5
[3] S.147
[4] S.114
[5] Wikipedia: Effi Briest, im Internet unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Effi_Briest
[6]  S. 331 (Nachbemerkung)

Mittwoch, 23. Mai 2012

Glosse Möbelgeschäft

In dem Möbelgeschäft meines Vertrauens konnte ich letztens voller Bewunderung eine
bequeme Sitzvorrichtung betrachten, die ich dann nach einer halben des Stunde Zögerns und
Musterns auch um wie in der Werbung angepriesene „fantastische 150  Euro“ erstand. Mir
war davor ja noch gar nicht klar gewesen, wie sehr ich ihn überhaupt brauchte. Die Rede ist
von meinem neuen Fernsehsessel.
Ich ließ ihn also um eine Pauschale von 25 Euro zu mir nach Hause transportieren, das sparte
mir unnötige Mühe, zudem hatte ich noch das Glück, dass mein Sessel als einziges Stück an
diesem Tag ausgeliefert wurde und ich es so nach nur 2 Stunden in meinen vier Wänden nun
ganz mein Eigen nennen durfte.
Langsam begann ich erst, die ganzen Vorteile dieses Goldstücks zu realisieren. Neben einer
eingebauten Rückenmassagevorrichtung und einer kleinen ausklappbaren Fußablage befand
sich noch eine Handyverwahrvorrichtung auf meinem bisher unbenutzten neuen
Aufwertungsmöbelstück für mein verbleibendes Mobiliar. Das gute Stück konnte seine volle
Wirkung erst entfalten, als es seinen Platz zwischen meinem ausgestopften russischen
Tanzbären und meinem Holztisch aus Teek fand.
Sogleich testete ich mein neu erworbenes Luxusgut und kam zum Schluss, dass das Stück
auch international sei: der Überzugsstoff aus Bangladesch, dieser wiederum aus
amerikanischer Baumwolle, mit Plastikgewinden aus Taiwan, dem inneren Eisenrahmen aus
China und zusammengebaut in Österreich, denn der Sessel ist ja „made in Austria“.
Verschiedenste Qualitätsprädikate zierten das Etikett, das tatsächlich immer noch an meinem
neuen Schatz angeheftet war. Tief beeindruckt über all die bunten Bildchen musterte ich das
Zettelchen noch ein letztes Mal, zog dann meine Schere aus der Schublade und schnitt die
kleine Plastikschnur ab, sodass das Etikett herunterfiel. Schnell warf ich alles in meinen
Mistkübel und widmete mich weiter der Philosophie über meinen neuen Sessel. Wie weich er
sich anfühlte! Die erlesensten und flinksten Hände mussten ihn gefertigt haben, was natürlich
auch zu erwarten war für den Preis, den ich dafür zu investieren hatte.
Stolz saß ich also da und sah mir die Nachrichten an. Ach, die armen Menschen in fernen
Ländern, die haben wohl nicht so schöne Sessel wie wir hier in Österreich. Die Einsicht, als
Einzelperson sowieso nicht helfen zu können brachte mich aber schnell dazu, von den
Nachrichten auf ein fröhlicheres Programm zu wechseln, zumal die diversen
Abendnachrichten sowieso alle die Tautologie verherrlichen, denn die angenehmen Seiten des
Lebens werden ja nicht alle Tage genossen.

Glosse



In dem Möbelgeschäft meines Vertrauens konnte ich letztens voller Bewunderung eine bequeme Sitzvorrichtung betrachten, die ich dann nach einer halben des Stunde Zögerns und Musterns auch um wie in der Werbung angepriesene „fantastische 150  Euro“ erstand. Mir war davor ja noch gar nicht klar gewesen, wie sehr ich ihn überhaupt brauchte. Die Rede ist von meinem neuen Fernsehsessel.
Ich ließ ihn also um eine Pauschale von 25 Euro zu mir nach Hause transportieren, das sparte mir unnötige Mühe, zudem hatte ich noch das Glück, dass mein Sessel als einziges Stück an diesem Tag ausgeliefert wurde und ich es so nach nur 2 Stunden in meinen vier Wänden nun ganz mein Eigen nennen durfte.
Langsam begann ich erst, die ganzen Vorteile dieses Goldstücks zu realisieren. Neben einer eingebauten Rückenmassagevorrichtung und einer kleinen ausklappbaren Fußablage befand sich noch eine Handyverwahrvorrichtung auf meinem bisher unbenutzten neuen Aufwertungsmöbelstück für mein verbleibendes Mobiliar. Das gute Stück konnte seine volle Wirkung erst entfalten, als es seinen Platz zwischen meinem ausgestopften russischen Tanzbären und meinem Holztisch aus Teek fand.
Sogleich testete ich mein neu erworbenes Luxusgut und kam zum Schluss, dass das Stück auch international sei: der Überzugsstoff aus Bangladesch, dieser wiederum aus amerikanischer Baumwolle, mit Plastikgewinden aus Taiwan, dem inneren Eisenrahmen aus China und zusammengebaut in Österreich, denn der Sessel ist ja „made in Austria“. Verschiedenste Qualitätsprädikate zierten das Etikett, das tatsächlich immer noch an meinem neuen Schatz angeheftet war. Tief beeindruckt über all die bunten Bildchen musterte ich das Zettelchen noch ein letztes Mal, zog dann meine Schere aus der Schublade und schnitt die kleine Plastikschnur ab, sodass das Etikett herunterfiel. Schnell warf ich alles in meinen Mistkübel und widmete mich weiter der Philosophie über meinen neuen Sessel. Wie weich er sich anfühlte! Die erlesensten und flinksten Hände mussten ihn gefertigt haben, was natürlich auch zu erwarten war für den Preis, den ich dafür zu investieren hatte.
Stolz saß ich also da und sah mir die Nachrichten an. Ach, die armen Menschen in fernen Ländern, die haben wohl nicht so schöne Sessel wie wir hier in Österreich. Die Einsicht, als Einzelperson sowieso nicht helfen zu können brachte mich aber schnell dazu, von den Nachrichten auf ein fröhlicheres Programm zu wechseln, zumal die diversen Abendnachrichten sowieso alle die Tautologie verherrlichen, denn die angenehmen Seiten des Lebens werden ja nicht alle Tage genossen.


Erörterung "Facebook"


Seit den Revolutionen im Nahen Osten scheinen die gesamten Medien nurmehr ein Thema zu
kennen: Facebook. Was in der westlichen Gesellschaft mehr als Kommunikationsplattform
für Freund_innen funktioniert, übernahm in Lybien, Ägypten und Tunesien die Rolle als
Kommunikationsmittel zum Aufstand. Jahrelang wurde geplant, alles im Internet gehalten, bis
schließlich die Revolution ausbrach. Die Frage, die sich durch diese letzen Ereignisse stellt ist
also Folgende: Welche gesellschaftliche Rolle ist Facebook derzeit zuzuordnen?

Schon seit geraumer Zeit wird Facebook als „Datenkrake“ bezeichnet. Alle Daten, die User
auf den Server laden, werden auf einem Hauptserver gespeichert. Bilder, Videos oder Posts
werden mit dem Hochladen auf Facebook zu deren Eigentum. Theoretisch darf die Seite also
das gesamte Bildmaterial der User für Werbung verwenden, private Daten wie Adressen,
Telefonnummern, Namen an Firmen weiterverkaufen und schöpft nebenbei durch
Werbeeinnahmen Millionen. Das Geschäft könnte bei den 600 Millionen Usern, die Facebook
weltweit verbuchen kann, kaum lukrativer sein. 

Als Kommunikationsplattform ist Facebook Gold wert: Ein Chat, eine Nachrichtenbox, eine
Startseite mit den neuesten Meldungen und Funktionen um eigene Fotos und Videomaterial
hochzuladen wird geboten. Jeder Geburtstag und jedes Ereignis, wie zum Beispiel ein
Konzert am Wochenende, oder die neueste Beziehungsentwicklung kann voyeuristisch
beobachtet werden. Sogar Wohnort, Hobbies, Lieblingsfilm, Motto, Geburtstag und
Lieblingsmusik kann im Profil gespeichert und für alle Mitglieder der Freundesliste sichtbar
gemacht werden. Durch den „Like“-Knopf kann für alle sichtbar angezeigt werden, was
gerade gemocht wird. Von gemochten Personen, Zeitungen, Sprüchen (wie z.B. „The feeling
you get when you understand something in math class“) werden dann regelmäßig Neuigkeiten
auf der Startseite sichtbar. Falls der ständige Neuigkeitsfluss einmal langweilig werden sollte,
schafft Facebook natürlich auch Abhilfe: Hunderte Spiele und Quiz existieren bereits, Neue
kommen stetig dazu. Damit auch alle Freund_innen der User sich auf Facebook vernetzen
bietet der Server den Freundefinder an. Damit wird die Emailkontaktliste durchforstet und
allen Nicht-Mitgliedern werden Beitrittsanfragen, allen Facebookmitgliedern
Freundschaftsanfragen gesendet. Facebook bietet also kompakt all das, was User sonst auf
verschiedenen Seiten an Diensten in Anspruch nehmen würden.

Die Plattform ist so bekannt, dass sogar Arbeitgeber_innen ihre potenziellen Angestellten mit
der Facebooksuchfunktion aufzuspüren versuchen. Wird dann ein Foto angezeigt, auf dem die
Person mit Alkohol, Drogen, auf Partys oder im Bikini abgebildet ist, wird die Arbeitsstelle
oft verwehrt. Facebook avanciert von der Kommunikationsplattform zum „virtuellen Ich“ des
Users.

Ich selbst besitze einen Facebookaccount, veröffentliche Daten wie mein Alter, Wohnort,
Telefonnummer oder Adresse aber nicht. Mein Nachname ist ersetzt und auf Bildern bin ich
nicht eindeutig zu erkennen, zudem sehen User, mit denen ich nicht befreundet bin nur ein
stark eingegrenztes Profil. Es gibt also Möglichkeiten, sich zumindest der
Arbeitgeber_innenproblematik nicht auszusetzen. Natürlich werden meine Daten, sogar jeder
einzelne Chatverlauf, gespeichert, was mich aber weniger interessiert, zumal ich keine
Privatangelegenheiten durch die Plattform „bespreche“. Ich empfinde Facebook als praktisch,
um mit Freund_innen aus der ganzen Welt zu kommunizieren, um neue Musik zu entdecken
und auf dem Laufenden zu bleiben. Voyeuristischen Neigungen anderer User komme ich aber
nicht durch regelmäßige Statusveränderungen oder neue Fotos entgegen, lieber halte ich mich
im Hintergrund. 

Erörterung zum Thema: „Erziehung“



Das Buch „Auroras Anlaß“ von Erich Hackl verdeutlicht, dass das Thema Erziehung viele Facetten, wie zum Beispiel Toleranz, Zeitgeist, Unbeschwertheit, Verantwortung oder aber auch Vertrauen hat. Aber was ist denn nun die „perfekte“ Erziehung?

Genau wie in der Modewelt unterläuft die Kindererziehung vielen Trends. Dieser Vergleich erscheint vielleicht erschreckend, ist aber durchaus gerechtfertigt. Was in dieser Saison bei Gucci ein neuer Rock ist, ist bei der Kindererziehung zum Beispiel eine neu ausgeklügelte Lerntechnik. Folglich verändern sich die Erziehungstrends immer wieder. Noch vor 10 Jahren wurde gesagt, man solle die Kinder nicht zu früh fördern, sie „selber machen lassen“, jetzt, im Jahre 2009 boomt das Geschäft mit Früherziehung, Englisch-Frühkursen und co. .

Prioritäten verändern sich, so haben sich im Laufe der Zeit zwei in genau entgegengesetzte Richtung gehende Erziehungsstile entwickelt. Der antiautoritäre Erziehungsstil und  die autoritäre Erziehung.
Beim antiautoritären Erziehungsstil wird fast gänzlich auf Grenzen verzichtet. Es existieren sogar Schulen, die dieses Prinzip unterstützen. In diesen herrscht aber nicht die totale Anarchie, sondern ein ganz normales Bildungswesen. Kinder werden auch gefordert und lernen auch ohne Autorität ihre Grenzen, von ganz alleine, kennen. Für viele Eltern, die dieses Prinzip vertreten, ist es schön anzusehen, dass sich ihre Kinder ohne Druck ganz „frei“ entfalten können. Der negative Teil dieser Erziehung ist leider auch, dass manche Kinder, oder auch Jugendliche, ihre Grenzen nicht kennen und sie suchen. So ist es leicht, in die „falschen“ Kreise zu kommen.
Das Gegenteil, die autoritäre Erziehung, vertritt das Prinzip, die Kinder mit Anleitung durch die Kindheit zu führen. Diese soll so geregelt wie möglich ablaufen. Die Gefahr bei dieser Methode ist natürlich die Einschränkung der Lebensfreiheit der Kinder. Diese wollen oftmals ausbrechen und neue Grenzen finden. Oft geraten gerade diese Kinder in Gesellschaft von Menschen, vor denen ihre Eltern sie schützen wollten.

Diese waren die meiner Meinung nach extremsten Beispiele der Erziehung. Dazwischen gibt es natürlich noch viel Spielraum. Eine perfekte Erziehung gibt es für mich nicht, ideal wäre es aber, wenn sie ausgeglichen, vor allem aber sehr liebevoll ist. Denn am Ende ist ein antiautoritär erzogenes ungeliebtes Kind genauso glücklich wie ein autoritär erzogenes Ungeliebtes.

Textinterpretation: Wolfgang Hildesheimer – Eine größere Anschaffung



Der Maler und Schriftsteller Wolfgang Hildesheimer, ein Mann jüdischer Abstammung, beeindruckt nicht nur durch seine zahlreichen Werke und Übersetzungen deutscher Texte ins Englische, oder seine Auszeichnungen wie zum Beispiel den Bremer Literaturpreis, sondern auch durch seine 1952 verfasste Kurzgeschichte „Eine größere Anschaffung“.

Die Geschichte handelt von einem Mann und dessen Konsumverhalten. Sie ist in 4 Teile, die deutlich durch Absätze getrennt sind, eingeteilt. Die Einleitung, ganz im Stile einer Kurzgeschichte, bringt den Leser direkt ins Geschehen, in eine Szene im Dorfwirtshaus. Dort wird der Hauptperson, deren Name nicht genannt wird, von einer fremden Person eine Lokomotive zum Kauf angeboten. Schon die Adjektive in den ersten Sätzen lassen Erwartung aufkommen, der Fremde wird als interessant dargestellt. Nach scheinbar kritischer Beäugung des Angebotes nimmt der Interessent an. Der Handel ist vollzogen, als das Gefährt in der Garage unserer Hauptperson steht. Erst als ein Vetter unsere Hauptperson besucht, wird Skepsis breit. Angstvoll teilt der Vetter mit, eine Schnellzuglokomotive in der Garage gesehen zu haben, worauf der Käufer scheinbar gelassen und ruhig reagiert. Kurz darauf wird der Besitzer der Lokomotive auf  Zeitungsberichte aufmerksam, die das Offensichtliche offenbaren: die Lokomotive ist gestohlen. Doch der Käufer weiß genau, wie er zu reagieren hat. Beim nächsten Besuch im Dorfwirtshaus lässt er sich von demselben Händler nicht mehr überreden, einen Kran zu kaufen. Denn was soll mensch schon mit einem Kran?

Der Text ist in der Ich-Erzählsituation geschrieben, bei der Erzähler und Hauptfigur identisch ist. Der Erzähler ist lediglich die reifere Version der Hauptperson, also die Person, nachdem sie diese Erfahrung durchlebt hat.
Als Textgattung ist deutlich die Satire, mit allen Merkmalen der Kurzgeschichte, wie zum Beispiel dem direkten Einstieg in die Geschichte, dem offenen Schluss, der einsträngigen Handlung oder der chronologischen Erzählweise, zu erkennen.
Die Erzählzeit ist viel kürzer als die erzählte Zeit, da sich nach jedem Absatz ein Zeitsprung von einer kurzen, aber nicht genau bekannten Zeitspanne befindet. Während des Erzählungsablaufes gibt es keine Vorausdeutungen, lediglich stark abgeschwächte Ahnungen, die sich in den Adjektiven, die zum Beispiel den Händler (gedämpft-vertrauliche Stimme) beschreiben, ausdrücken.
Die Geschichte ist komplett im Ich-Erzählstil gehalten, lediglich einmal findet sich eine direkte Rede zwischen der Hauptperson und dem Vetter, die die Handlungsintention und Meinung des Vetters herausheben soll.
Wegen des Erzählstils wird die Hauptfigur nur indirekt, also durch ihre eigenen Handlungen, charakterisiert. Sie erscheint naiv, gutgläubig und verspielt. Über ihr Aussehen oder gar ihr Geschlecht wird gar nichts preisgegeben. Hingegen erscheint der Vetter, der direkt durch die Hauptperson charakterisiert wird, sehr sachlich, realistisch, fast schon pessimistisch. Der Händler wird als durchschnittlich beschrieben, mit passenden Adjektiven wird er aber als interessant dargestellt.
Die Schauplätze sind das Dorfwirtshaus, der erste und letzte Ort der Erzählung, der ein gewisses Maß an Lockerheit aufweist und das Haus mit zugehöriger Garage, das eher irrelevant ist.
Die Personen können sowohl für die heutige Zeit, als auch für die Gesellschaft um 1952 stehen. So ist der Händler der ständige Konsumdrang, die unausweichliche Werbung und Kaufaufforderung, wobei der Vetter die „normale“ Gesellschaft ist, die nichts mit übermäßigem Konsum am Hut hat und diejenigen nicht versteht, die sich der Kauflust hingeben. Die Hauptperson ist der Inbegriff irrationalen Konsumverhaltens, was sich deutlich in der Investition in die geklaute Lokomotive zeigt. Vom Autor ist besonders sie ins Extreme gezogen worden, was diese Satire ausmacht. Als wäre es das normalste der Welt wird der Kauf der Lokomotive bestätigt, sogar eine noch absurdere Geschichte wird darüber erzählt. Sie steht in keinerlei kritischer Distanz zum eigenen Handeln.

Für mich spiegelt diese Geschichte in etwas verzerrter Form das heutige Konsumverhalten wieder. Ohne viel über etwas zu wissen, wird eingekauft. Es sei sowieso so offensichtlich, man müsse nicht viel über ein Produkt wissen, es wird schon das Richtige sein. Etwas erstaunt hat mich, dass der Autor schon in der Zeit des Verfassens, also 1952, das Gefühl hatte, in einer extremen Konsumgesellschaft zu leben.

Erörterung "Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter?"

 
Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter?


Hier ein Plakat über die Gleichberechtigung von Mann und Frau, da eine Demonstration für gleichgeschlechtliche Ehen, überall stolpern wir über diese Zeichen der modernen Aufklärung. Was vor nur 100 Jahren undenkbar schien, wird heute Wirklichkeit! Doch was sagt uns die Realität? Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter?

Ein Kind vor der Ehe, vor nur 50 Jahren noch undenkbar, heute aber der Alltag: Der Wunsch der Paare nach Heirat sinkt, so sehen es viele nur mehr als Kundtuung der Liebe vor dem Staat, einfach nur die Abklärung der rechtlichen Verhältnisse, und nicht mehr als den Beweis der Liebe vor Gott. Diese Problematik resultiert natürlich klar aus der Tatsache, dass immer mehr Menschen zum Atheismus übergehen, Gott spielt im Leben Vieler keine zentrale Rolle mehr. In diesem Punkt sind die Folgen der modernen Aufklärung klar zu erkennen, wo Gott im Mittelalter noch eine elementare Bedeutung hatte, wo man nur lebte, um „gut“ in den Tode zu gehen, da herrschen heute andere Meinungen.

Auch an der Problematik der Homosexualität in der heutigen Gesellschaft sieht man ganz klar: Ein großer Schritt ist schon getan, aber der Weg ist noch lange nicht zu Ende. Die noch vor 100 Jahren als abnormal geltende Homosexualität wird heute in manchen Ländern so weit anerkannt,  dass es diesen Paaren möglich ist, zu heiraten, wie zum Beispiel in manchen Bundesstaaten der USA.

Ein bedeutender Teil der Aufklärung sind natürlich die Medien. Was früher Zeitung und Flugblätter waren, ist heute der Computer – das Internet und auch das Fernsehen. Überall wird man mit Eindrücken regelrecht bombardiert, sodass es fast unmöglich ist, sich einer „fremden“ Meinung zu entziehen. Durch diese Eindrücke bekommt man das Gefühl, eine eigene Meinung bilden zu können, in der Wirklichkeit aber wird man bewusst zu einer Meinung gelenkt. Dies zeigt sich oft in politisch-parteiischen Sendern oder Zeitungen. Man denkt, sich objektiv informiert zu haben.

Eine einheitliche Antwort zur Fragestellung: „Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter?“ gibt es leider nicht, man kann jedoch sagen, dass die Aufklärung kein Zustand, sondern eine lange andauernde Handlung ist. Ein großer Fortschritt im Gegensatz zur Situation vor 100 Jahren ist schon gemacht, der Weg ist aber noch sehr lange.

Vergleich der beiden Gedichte "Ein Bild" und "Ein Andres" von Arno Holz

Die auf einander bezogenen Gedichte „Ein Bild“ und „Ein Andres“ handeln aus der Zeit der Industrialisierung. Arno Holz versteht es mit den beiden Texten sehr gut, die sozialen Missstände darzustellen. Schon beim ersten Durchlesen lässt sich der große Kontrast von Prunk und bitterer Armut feststellen, die Werke sollen offensichtlich als soziale Anklage verstanden werden. Er selbst lebte am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhundert und trug entscheidend zur Entstehung des konsequenten Naturalismus, der in exakter Darstellung der Realität neue Wirkungsmöglichkeiten für die Literatur sucht, bei.
In „Ein Bild“ wird die Situation des Adels in vier Strophen mit jeweils acht Versen, die im Kreuzreim verfasst sind, im Prunk und im Luxus geschildert. Fremdsprachige Worte, sehr gewählte Ausdrücke und der Jambus als Metrum untermalen die distinguierte Stimmung. Im ganzen Gedicht, besonders aber in der ersten Strophe, finden sich Farbadjektive, wie zum Beispiel „Aus Sandstein ist das gelbliche Portal,“ die zwar den Luxus, aber auch die damit verbundene Kälte und Reserviertheit verdeutlichen. In der ersten Strophe wird das prunkvolle Anwesen und die Umgebung, im Verlauf des Gedichts immer mehr die Personen und deren Lebensweise und Verhalten beschrieben. Obwohl das Leben des Hausherren noch so edel sein mag, baut sich Spannung auf. Die wichtige Person des Hauses ist krank, weswegen sogar der „greise Hausarzt“ herbeigerufen wird. Mehr und mehr wird der Eindruck eines schweren Leidens vermittelt, Eis und Himbeeren sind die Medizin und andächtige Stille herrscht im ganzen Haus. Erst in der letzten Zeile wird es aufgelöst: Gekonnt bekommt die lesende Person das Gefühl, der Hausherr sei schwer erkrankt, doch ist es seine Frau, die an einer Migräne leidet.
Im zweiten Gedicht, „Ein Andres“, wird die Situation einer Familie am sozialen Abgrund geschildert. Wie auch „Ein Bild“ ist das Werk in vier Strophen mit jeweils acht Versen im Kreuzreim gegliedert, die Sprache ist jedoch den ärmlichen Verhältnissen angeglichen und somit in einfachen Worten verfasst. Genauestens wird die armselige Umgebung, ein heruntergekommener Raum einer Mietskaserne, beschrieben. Das Stroh, das im ersten Gedicht noch als Streu für den Straßendamm benutzt wird, dient als Füllmaterial der Matratze, auf der sich eine todkranke Frau befindet. Drei Kinder stehen stumm an ihrem Krankenbett und warten, der Kindsvater ertränkt seinen Kummer und seine „Wuthgedanken“ in Alkohol. Als einzige Lichtquelle für den Raum leuchtet ein Talglicht mit trübem Schein. Aus Mitleid mit der Kranken wird schließlich ein Arzt, der im Gegensatz zum greisen Hausarzt in „Ein Bild“ ein junger, und wahrscheinlich sehr unerfahrener und gutherziger, Armenhilfsarzt ist, geholt. Durch eine Personifikation, „Da schluchzt sein Herz“, wird die bedrückte Stimmung untermalt, das schwache Licht erlischt und der Arzt kann nur noch den Tod der Mutter feststellen, sie ist wie das Licht „verblichen“. Der gravierende Kontrast der Krankheiten in beiden Werken unverkennbar. Was im einen Gedicht eine Therapie durch Himbeeren mit Eis für Kopfschmerzen ist, ist im Anderen nur noch die Feststellung des Todes nach schwerster Krankheit.
Mich persönlich berührten die beiden Texte sehr. Ich konnte mir durch die vielen Farbadjektive und Personifikationen die Situationen sehr gut vorstellen und mit den Personen, besonders in „Ein Andres“, mitfühlen. Selten ist es mir passiert, dass mich zwei Texte so zum Nachdenken angeregt haben.