Der im
auktorialen Erzählstil geschriebene und im 19. Jahrhundert spielende Roman
handelt von dem siebzehnjährigen, und für sein Alter noch recht kindlichen,
Mädchen mit dem Rufnamen Effi. Sie soll den Baron Geert von Innstetten
heiraten, ohne diesen je gesehen zu haben. Bei Effis erstem Treffen mit dem 20
Jahre älteren, und somit gleich alten Mann wie ihre Mutter, Landrat Innstetten
wird das Paar verlobt. Von Anfang an bestimmen nicht Effi, sondern ihre Eltern
über ihr weiteres Leben mit ihrem Ehemann. Auf der einen Seite wird sie als
zukünftig aufstrebende, intelligente Adelsdame von hohem Range betrachtet, auf
der anderen Seite aber wegen ihrer kindlichen Naivität nicht für voll genommen.
Die von ihrem Vater geschilderte Situation, „Geert [...] habe die Bedeutung von
einem schlank aufgeschossenen Stamm, und Effi sei dann also der Efeu, der sich
darum zu ranken habe“[1],
zeigt die damals für das Gesellschaftsbild gängige Rolle der Ehepartner. Wo
Effi vor der Hochzeit noch auf Bäumen kletterte und sich wilde Geschichten
ausmalte, so versucht sie jetzt, sich in die Rolle einer guten Ehefrau
einzufügen, ohne die realistische Zukunft abschätzen zu können. Fontane spielt
im Buch mit vielen Symbolen, so ist zum Beispiel die Schaukel, „deren
horizontal gelegenes Brett zu Häupten und Füßen an je zwei Stricken hing – die
Pfosten der Balkenlage schon etwas schief stehend“[2]
ein Zeichen für Effis zu Ende gehende Kindheit. Sie zieht mit Innstetten, der
im Buch als rationaler, übergenauer, ehrlicher und teilweise gefühlskalter
Mensch beschrieben wird, von Hohen-Cremmen nach Kessin in Hinterpommern und
lebt fortan mit ihm zusammen. Über seine Herkunft und Verwandtschaft ist so gut
wie nichts bekannt, auch sein Name ist einmalig und untypisch. Die
Charakterentwicklung Effis lässt sie zwar erwachsener werden, sie hat dennoch
oft Angst, fühlt sich alleine, was nicht zuletzt daran liegt, dass Innstetten
sie vernachlässigt und sich lieber um seinen Beruf kümmert, als Zeit mit seiner
Ehefrau zu verbringen. Besonders nächtliche Geräusche, verursacht von am Boden
schleifenden Vorhängen, schüren ihre Angst gegenüber der neuen Umgebung. Was
Effi aber nicht weiß ist, dass Innstetten diese Geräusche herbeiführen lässt,
als eine Art „Angstapparat“[3]
um sie fester an ihn zu binden und um ihn immer sehnsüchtig aus seinen Reisen
zu erwarten. Neun Monate nach ihrer Hochzeit gebärt Effi ein Kind, das auf den
Namen Annie (Rufname: Lütt-Annie) getauft wird. Die religiöse und nicht sehr
schlaue, kurz zuvor kennengelernte Roswitha wird ihre Amme. Durch Innstettens
ständige Abszenz gelangt sie in die Arme von Major von Crampas, mit dem sie ein
Verhältnis hat. Er ist ein „Damenmann“[4]
und vereint Eigenschaften, die sich mit ihrem Charakter überschneiden (große
Spontanität, Impulsivität), die Innstetten nicht aufweisen kann. „Sechs Jahre
später“[5]
findet Innstetten durch einen Zufall Briefe, die die Liebelei offen legen. Er
fordert Crampas zu einem Duell auf, um seine Ehre wiederherzustellen. Beim
Duell wird Crampas tödlich getroffen und Effi wird des Hauses verwiesen. Annie
bleibt bei Innstetten und der Kontakt zu ihrer Mutter wird unterbunden. Auch
ins Elternhaus wird Effi nicht wieder aufgenommen und so sucht sie sich eine
kleine Stadtwohnung in Berlin, in der sie in ärmlichen Verhältnissen mit
Roswitha, die stets treu und voller Dankbarkeit an ihrer Seite bleibt, lebt.
Als Effi eines Tages ihre, bis dahin völlig von ihr entfremdete und ihr
gegenüber gefühlskalte, Tochter kurz trifft, kann sie das Erlebnis so schlecht
überwinden, dass sie wenig später schwer erkrankt. Erst dann nehmen sie ihre
Eltern wieder in ihr Geburtshaus auf und sorgen für sie. Effi stirbt, nachdem
sie Innstetten vollends verziehen hat, bei ihren Eltern.
Der Roman beruht
auf der wahren Geschichte der „Elisabeth Baronin von Ardenne, geb. Freiin von
Plotho“[6}
mit dem Rufnamen Else. Sie heiratete den fünf Jahre älteren Armand Leon von
Ardenne mit 19 Jahren. Nach einer Kommandierung in den Großen Generalstab zog
die Familie nach Berlin. Dort entflammte durch die oftmalige Abszenz ihres
Ehegatten ein Verhältnis mit dem unglücklich verheirateten Amtsrichter Emil
Hartwich. Ardenne erfuhr erst davon, als er Briefe in einer Kassette fand. Mit
ihnen als Beweis reichte er die Scheidung ein und forderte Hartwich zum Duell
auf. Ardenne bekam das Sorgerecht für die beiden gemeinsamen Kinder mit Else
und gewann das Duell gegen Hartwich, der vier Tage später an den Folgen des
Pistolenkampfes starb. Ardennes Haft wurde kurz nach dessen Inhaftierung
aufgehoben. Else wurde als Krankenpflegerin selbst berufstätig und unabhängig.
Wie zu sehen
ist, lassen sich Parallelen zwischen Fontanes Werk und der Wahrheit erkennen,
oft wurde aber dramatisiert. Das Duell fand nicht, wie im Buch beschrieben,
sechs Jahre nach der Affäre, sondern als diese noch in vollem Gange war, statt.
Auch der Altersunterschied waren nicht 21, sondern fünf Jahre und Else war im
Gegensatz zu Effi nicht todunglücklich und lebte zurückgezogen, sondern stieg
ins Berufsleben ein.
[1] Fontane,
Theodor: Effi Briest S. 19
[2] S. 5
[3] S.147
[4] S.114
[5] Wikipedia:
Effi Briest, im Internet unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Effi_Briest
[6] S. 331 (Nachbemerkung)