In dem Möbelgeschäft meines Vertrauens konnte ich letztens
voller Bewunderung eine bequeme Sitzvorrichtung betrachten, die ich dann nach
einer halben des Stunde Zögerns und Musterns auch um wie in der Werbung
angepriesene „fantastische 150
Euro“ erstand. Mir war davor ja noch gar nicht klar gewesen, wie sehr
ich ihn überhaupt brauchte. Die Rede ist von meinem neuen Fernsehsessel.
Ich ließ ihn also um eine Pauschale von 25 Euro zu mir nach
Hause transportieren, das sparte mir unnötige Mühe, zudem hatte ich noch das
Glück, dass mein Sessel als einziges Stück an diesem Tag ausgeliefert wurde und
ich es so nach nur 2 Stunden in meinen vier Wänden nun ganz mein Eigen nennen
durfte.
Langsam begann ich erst, die ganzen Vorteile dieses
Goldstücks zu realisieren. Neben einer eingebauten Rückenmassagevorrichtung und
einer kleinen ausklappbaren Fußablage befand sich noch eine
Handyverwahrvorrichtung auf meinem bisher unbenutzten neuen
Aufwertungsmöbelstück für mein verbleibendes Mobiliar. Das gute Stück konnte
seine volle Wirkung erst entfalten, als es seinen Platz zwischen meinem
ausgestopften russischen Tanzbären und meinem Holztisch aus Teek fand.
Sogleich testete ich mein neu erworbenes Luxusgut und kam
zum Schluss, dass das Stück auch international sei: der Überzugsstoff aus
Bangladesch, dieser wiederum aus amerikanischer Baumwolle, mit Plastikgewinden
aus Taiwan, dem inneren Eisenrahmen aus China und zusammengebaut in Österreich,
denn der Sessel ist ja „made in Austria“. Verschiedenste Qualitätsprädikate
zierten das Etikett, das tatsächlich immer noch an meinem neuen Schatz
angeheftet war. Tief beeindruckt über all die bunten Bildchen musterte ich das
Zettelchen noch ein letztes Mal, zog dann meine Schere aus der Schublade und
schnitt die kleine Plastikschnur ab, sodass das Etikett herunterfiel. Schnell
warf ich alles in meinen Mistkübel und widmete mich weiter der Philosophie über
meinen neuen Sessel. Wie weich er sich anfühlte! Die erlesensten und flinksten
Hände mussten ihn gefertigt haben, was natürlich auch zu erwarten war für den
Preis, den ich dafür zu investieren hatte.
Stolz saß ich also da und sah mir die Nachrichten an. Ach,
die armen Menschen in fernen Ländern, die haben wohl nicht so schöne Sessel wie
wir hier in Österreich. Die Einsicht, als Einzelperson sowieso nicht helfen zu
können brachte mich aber schnell dazu, von den Nachrichten auf ein fröhlicheres
Programm zu wechseln, zumal die diversen Abendnachrichten sowieso alle die
Tautologie verherrlichen, denn die angenehmen Seiten des Lebens werden ja nicht
alle Tage genossen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen