Mittwoch, 23. Mai 2012

Erörterung "Facebook"


Seit den Revolutionen im Nahen Osten scheinen die gesamten Medien nurmehr ein Thema zu
kennen: Facebook. Was in der westlichen Gesellschaft mehr als Kommunikationsplattform
für Freund_innen funktioniert, übernahm in Lybien, Ägypten und Tunesien die Rolle als
Kommunikationsmittel zum Aufstand. Jahrelang wurde geplant, alles im Internet gehalten, bis
schließlich die Revolution ausbrach. Die Frage, die sich durch diese letzen Ereignisse stellt ist
also Folgende: Welche gesellschaftliche Rolle ist Facebook derzeit zuzuordnen?

Schon seit geraumer Zeit wird Facebook als „Datenkrake“ bezeichnet. Alle Daten, die User
auf den Server laden, werden auf einem Hauptserver gespeichert. Bilder, Videos oder Posts
werden mit dem Hochladen auf Facebook zu deren Eigentum. Theoretisch darf die Seite also
das gesamte Bildmaterial der User für Werbung verwenden, private Daten wie Adressen,
Telefonnummern, Namen an Firmen weiterverkaufen und schöpft nebenbei durch
Werbeeinnahmen Millionen. Das Geschäft könnte bei den 600 Millionen Usern, die Facebook
weltweit verbuchen kann, kaum lukrativer sein. 

Als Kommunikationsplattform ist Facebook Gold wert: Ein Chat, eine Nachrichtenbox, eine
Startseite mit den neuesten Meldungen und Funktionen um eigene Fotos und Videomaterial
hochzuladen wird geboten. Jeder Geburtstag und jedes Ereignis, wie zum Beispiel ein
Konzert am Wochenende, oder die neueste Beziehungsentwicklung kann voyeuristisch
beobachtet werden. Sogar Wohnort, Hobbies, Lieblingsfilm, Motto, Geburtstag und
Lieblingsmusik kann im Profil gespeichert und für alle Mitglieder der Freundesliste sichtbar
gemacht werden. Durch den „Like“-Knopf kann für alle sichtbar angezeigt werden, was
gerade gemocht wird. Von gemochten Personen, Zeitungen, Sprüchen (wie z.B. „The feeling
you get when you understand something in math class“) werden dann regelmäßig Neuigkeiten
auf der Startseite sichtbar. Falls der ständige Neuigkeitsfluss einmal langweilig werden sollte,
schafft Facebook natürlich auch Abhilfe: Hunderte Spiele und Quiz existieren bereits, Neue
kommen stetig dazu. Damit auch alle Freund_innen der User sich auf Facebook vernetzen
bietet der Server den Freundefinder an. Damit wird die Emailkontaktliste durchforstet und
allen Nicht-Mitgliedern werden Beitrittsanfragen, allen Facebookmitgliedern
Freundschaftsanfragen gesendet. Facebook bietet also kompakt all das, was User sonst auf
verschiedenen Seiten an Diensten in Anspruch nehmen würden.

Die Plattform ist so bekannt, dass sogar Arbeitgeber_innen ihre potenziellen Angestellten mit
der Facebooksuchfunktion aufzuspüren versuchen. Wird dann ein Foto angezeigt, auf dem die
Person mit Alkohol, Drogen, auf Partys oder im Bikini abgebildet ist, wird die Arbeitsstelle
oft verwehrt. Facebook avanciert von der Kommunikationsplattform zum „virtuellen Ich“ des
Users.

Ich selbst besitze einen Facebookaccount, veröffentliche Daten wie mein Alter, Wohnort,
Telefonnummer oder Adresse aber nicht. Mein Nachname ist ersetzt und auf Bildern bin ich
nicht eindeutig zu erkennen, zudem sehen User, mit denen ich nicht befreundet bin nur ein
stark eingegrenztes Profil. Es gibt also Möglichkeiten, sich zumindest der
Arbeitgeber_innenproblematik nicht auszusetzen. Natürlich werden meine Daten, sogar jeder
einzelne Chatverlauf, gespeichert, was mich aber weniger interessiert, zumal ich keine
Privatangelegenheiten durch die Plattform „bespreche“. Ich empfinde Facebook als praktisch,
um mit Freund_innen aus der ganzen Welt zu kommunizieren, um neue Musik zu entdecken
und auf dem Laufenden zu bleiben. Voyeuristischen Neigungen anderer User komme ich aber
nicht durch regelmäßige Statusveränderungen oder neue Fotos entgegen, lieber halte ich mich
im Hintergrund. 

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